Aktuelles zu Corona

Hier findet Ihr Aktuelles zu Corona. Blick hinter die Kulissen eines Impfzentrums. Auf Seite 2 Bericht einer Krankenschwester. Interview mit einer Covid-19-Erkrankten. Der Film zur Situation in Bergamo im Frühjahr 2020 ist leider nicht mehr verfügbar.


Corona-Impfung:
Blick hinter die Kulissen eines Impfzentrums

Am 27.12.2020 nahmen mobile Teams des Zentralen Impfzentrums Offenburg im Ortenaukreis/Baden-Württemberg ihre Tätigkeit auf. Die Corona-Impfungen in der Messe Offenburg starteten unter der Obhut des Malteser Hilfsdienst am 5. Januar.

Derzeit erhalten medizinisches und pflegerisches Personal sowie Personen über 80 Jahre die erste Impfdosen nach Terminabsprachen.

Meine Freundin Elke Althöfer-Blautzik leitet das dortige Labor. Die pensionierte Apothekerin und Mitglied des Vereins „Apotheker ohne Grenzen“ ist mit ihrem Team für die fachgerechte Aufbereitung und Dokumentation des derzeit verimpften BionNTech-Impfstoffs verantwortlich.

Im Gespräch mit Christa Stuber gibt Elke einen Einblick in das Impfgeschehen hinter den Kulissen. Herzlichen Dank, Elke.

Interview:


Elke, du leitest seit Ende letzten Jahres das Labor des Corona-Impfzentrums in Offenburg. Was genau ist deine Aufgabe?

Wir machen den Impfstoff gebrauchsfertig, in der Fachsprache heißt dies Rekonstitution. Dafür verdünnen wir das Konzentrat, ziehen den fertigen Impfstoff in Spritzen auf, bringen ihn in die Impfkabinen und dokumentieren diesen Vorgang.

Was heißt verdünnen, mit was verdünnt ihr und in welchem Verhältnis?

Wir erhalten den Impfstoff Comirnaty (BNT162b2) von BioNTech tiefgekühlt bei -70 °C in Mehrdosen-Durchstechflaschen geliefert. Das heißt, eine Durchstechflasche reicht für fünf bis sechs Personen. Den Impfstoff verdünnen wir mit einer 0,9-prozentigen Natriumchlorid-Injektionslösung. Auf 0,45 ml Impfstoff kommen 1,8 ml Kochsalzlösung. Das ergibt dann fünf bis sechs Impfdosen von genau 0,3 ml.

BioNtech und das Gesundheitsministerium erlaubten die Entnahme von sechs Impfdosen bereits Anfang des Jahres, die Europäische Arzneimittel-Behörde (EMA) stimmte am Mittwoch zu. Jetzt entnehmen wir sechs Impfdosen aus einer Durchstechflasche.

Habt ihr für die Aufbereitung spezielle Geräte oder wie funktioniert das?

Nein, wir tauen den Impfstoff zunächst auf. Anschließend drehen wir die Ampulle zehnmal vorsichtig hin und her und kontrollieren den Inhalt auf Partikel und Verfärbungen, auf keinen Fall dürfen wir die Durchstechflasche schütteln, das würde den Impfstoff zerstören. Dann entnehmen wir mit einer Spritze und Kanüle aus einer Kochsalzampulle 1,8 ml Lösung.

Mit der Kanüle durchstechen wir die Impfampulle am Verschluss und fügen die Natriumchlorid-Lösung langsam hinzu. Bevor wir die Spritze wieder entfernen, ziehen wir zum Druckausgleich 1,8 ml Luft heraus. Anschließend schwenken wir die Ampulle erneut zehnmal ganz vorsichtig.

Der Impfstoff sieht dann milchig-weiß aus. Als letzten Schritt ziehen wir die Spritzen zum Impfen auf und bringen sie in die Impfkabine.

Natürlich arbeiten wir dabei aseptisch nach der No-Touch-Methode, d.h. alles erfolgt berührungsfrei mit Handschuhen, damit der Impfstoff nicht kontaminiert wird. Beim Arbeiten beachten wir natürlich alle Hygieneregeln.

Was genau dokumentiert ihr?

Wir führen eine Bestandsliste über Eingang und Ausgang der Durchstechflaschen und protokollieren in einer weiteren Liste die Entnahme aus dem Gefrierschrank mit Datum, Zeit, Anzahl und Haltbarkeit.

Dann dokumentieren wir bei der Rekonstitution des Impfstoffs die Uhrzeit der Herstellung, vermerken die Haltbarkeit der Verdünnung und fügen die Chargennummer und das Lieferdatum hinzu. Ferner protokollieren wir die Anzahl der Impfdosen, die wir aus jeder Durchstechflasche entnehmen.

Ist das für mobile Impfteams die gleiche Prozedur wie im Impfzentrum?

Nein, für die mobilen Impfteams gebe ich nur den aufgetauten Impfstoff ab und dokumentiere dies ähnlich wie im Impfzentrum. Das Impfteam unterschreibt die Warenübernahme. Die medizinischen Helfer müssen den Impfstoff vor Ort aufbereiten, da sie ihn verdünnt nicht mehr transportieren dürfen.

Dein Laborteam, über welche Ausbildung verfügen die Mitglieder?

Mein Team besteht überwiegend aus Pharmazeutisch-technischen Assistentinnen (PTA) und Krankenschwestern. Die meisten sind Teilzeitkräfte, eine PTA arbeitet in Vollzeit.

Wer liefert euch den Impfstoff, die Bundeswehr?

Das Logistikunternehmen DPDHL liefert den Impfstoff aus den Niederlanden. Die Übergabe erfolgt unter Polizeiaufsicht. Drei Personen dürfen den Impfstoff gegen Vorlage des Ausweises entgegennehmen.

Bekommt ihr die Dosen täglich angeliefert oder in welchen Tranchen?

Geplant sind Lieferungen zwei Mal die Woche, letzte Woche erhielten wir jedoch nur eine Sendung. Eine Lieferung umfasst 8 – 9 Faltschachteln mit je 195 Durchstechflaschen, also 1.560 bis 1.755 Durchstechflaschen. Das ergibt 9.360 bis 10.530 Impfdosen. Dies reicht für gut 1.300 bis 1.500 Impfungen pro Tag.

Der Impfstoff ist derzeit knapp, ich denke auch bei euch. Wie viele Personen impft ihr am Tag, wie viele könntet ihr impfen?

Wir impfen im Impfzentrum momentan 288 Personen, geplant sind 1.500 Impfdosen pro Tag.

Wie läuft das Impfen insgesamt ab? Kommen die Menschen pünktlich zum Impftermin, klappt das alles reibungslos?

Bei uns in Offenburg klappt alles reibungslos. Es herrscht eine sehr entspannte Atmosphäre. Die angemeldeten Personen kommen fast alle, nur zwei bis fünf sagen ab.

Stehen die Menschen Schlange oder läuft der Impfvorgang geordnet ab?

Es verläuft sehr geordnet, ich hoffe, dass es so bleibt, auch wenn mehr Impfdosen verimpft werden.

Bis zu welchem Datum arbeitet das Zentrale Impfzentrum Offenburg? Wann geht die Impfung an die Kreis-Impfzentren und an die Hausärzte über?

Das Zentrale Impfzentrum Offenburg arbeitet bis zum 9.April, das Kreis-Impfzentrum öffnet am 22. Januar und arbeitet bis Juni.

Liebe Elke, vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast für das Interview und noch viel Spaß bei der Arbeit. Und sorge dafür, dass viele Menschen gesund bleiben.